SVES-Jahresveranstaltung

Christoph Schaffner von der Gastgeberfirma Neoperl am SVES-Jahresevent 2025 zeigt am Prüfstand die modernste Low-Flow-Technologie und die neusten Produkte mit Booster-Funktionen. (Bilder zVg)

27.08.2025
zVg/FL

Zwischen Hygiene und Effizienz

An der Jahresveranstaltung des Schweizerischen Verbands für energieeffiziente Sanitärprodukte SVES drehte sich 2025 alles um das Thema geringe Durchflussmengen. Was ist technisch möglich, was erlaubt und was bleibt hygienisch sinnvoll? Fachvorträge, Produktvorführungen und eine angeregte Diskussion gaben wertvolle Einblicke. Der Standort bei der Neoperl AG bot dafür das perfekte Umfeld – Innovation zum Anfassen.

Vor der Sommerpause fand bei der Neoperl AG in Reinach die Jahresveranstaltung des Schweizerischen Verbands für energieeffiziente Sanitärprodukte (SVES) statt. Der Fokus war diesmal: geringe Durchflussmengen bei Sanitärsystemen – eine Thematik, die Innovation, Komfort, Hygiene und Normen auf den Prüfstand stellt.

 

Technologie, die Wasser spart

Nach der Begrüssung durch SVES-Präsident Roger Wondrusch gab SVES-Vorstandsmitglied Christoph Schaffner von Neoperl einen Einblick in aktuelle Entwicklungen beim ressourcenschonenden Umgang mit Trinkwasser. Seit über 65 Jahren entwickelt Neoperl Lösungen, die Wasser- und Energieverbrauch reduzieren, ohne den Komfort zu beeinträchtigen – vom klassischen Strahlregler bis hin zu modernen Boost-Technologien.

Besonders im Fokus standen aktuelle Low-Flow-Produkte und solche mit Boost-Technologie. Diese starten im sparsamen Modus und lassen sich bei Bedarf auf eine höhere Durchflussrate «boosten». Wird die Entnahme beendet, kehren sie automatisch in den Sparmodus zurück – ideal für alltägliche Anwendungen mit gelegentlichem Mehrbedarf.

 

Durchfluss und Hygiene im Spannungsfeld

Reto von Euw, Dozent im Institut für Gebäudetechnik und Energie bei der Hochschule Luzern, brachte das Thema Hygiene ins Spiel. Er erklärte die engen Zusammenhänge zwischen Durchflussmenge, Leitungslänge, Rohrdimensionierung, Wassertemperatur und Ausstosszeit sowie die Wasserhygiene. Gerade bei zu geringen Fliessgeschwindigkeiten – unter 0,2m/s – besteht in Leitungen mit grösserem Durchmesser ein erhöhtes Risiko für Legionellenbildung. Seine Empfehlungen und hilfreichen Überlegungen waren:

  • Die Leitungslängen sind so zu dimensionieren, dass die Ausstosszeiten – also die Zeit, bis das Wasser an der Entnahmestelle eine Temperatur von 40 °C aufweist – gemäss den geltenden Regelwerken eingehalten werden. Bei Systemen ohne Warmwasserzirkulation beträgt die maximale Ausstosszeit 15 Sekunden, bei Systemen mit Warmhaltung 10 Sekunden. Wird (nachträglich) ein Durchflussbegrenzer eingesetzt, entfällt die Verpflichtung zur Einhaltung dieser Ausstosszeiten.
  • Ausstossleitungen sollten mit dem kleinstmöglichen Leitungsdurchmesser ausgeführt werden. Dadurch können längere Leitungswege bis zur Entnahmestelle realisiert werden, ohne die zulässige Ausstosszeit zu überschreiten. Zudem ermöglichen kleine Rohrdurchmesser eine bessere Druckkompensation und reduzieren Temperaturschwankungen an der Entnahmestelle. Solche Schwankungen sind insbesondere bei Duschanlagen problematisch, bei Waschtischarmaturen jedoch weniger relevant.
  • Bei sehr geringen Wassermengen – 4 l/min. – können die Strömungsgeschwindigkeiten in Ausstossleitungen mit einem Durchmesser von 20 mm unter 0,2 m/s fallen. Damit liegt der Wert im hygienisch kritischen Bereich. Dies betrifft vor allem hocheffiziente Armaturen der Effizienzklasse A mit einem Durchfluss zwischen 4 bis 6 l/min. Solche Armaturen sollten deshalb konsequent mit einem möglichst kleinen Leitungsdurchmesser (max. DN 16) angeschlossen werden.
  • Grundsätzlich gilt für die Dimensionierung von Ausstossleitungen: Kleine Rohrdimensionen (max. DN 16) bieten zahlreiche Vorteile – sie verbessern die Ausstosszeiten, senken den Energie- und Wasserverbrauch und tragen zur hygienischen Sicherheit bei.
Roger Wondrusch, Präsident des SVES, bedankt sich bei Christoph Schaffner von Neoperl für die Gastfreundschaft zur Jahresveranstaltung und die spannenden Ausführungen zu den geeigneten Lösungen zum (Warm-)Wasser sparen.

Roger Wondrusch, Präsident des SVES, bedankt sich bei Christoph Schaffner von Neoperl für die Gastfreundschaft zur Jahresveranstaltung und die spannenden Ausführungen zu den geeigneten Lösungen zum (Warm-)Wasser sparen.

Mit seinen Ausführungen zu den geringen Durchflussmengen und der Hygiene konnte Prof. Reto von Euw von der HLSU viele Fragen klären.

Mit seinen Ausführungen zu den geringen Durchflussmengen und der Hygiene konnte Prof. Reto von Euw von der HLSU viele Fragen klären.

Energieetikette: Wohin geht die Reise?

In einer lebhaften Diskussion thematisierten die Teilnehmer die Zukunft der Energieetikette für Sanitärprodukte. Seit 2010 ist sie etabliert, heute sind über 6000 Produkte (Waschtisch-, Küchen-, Duscharmaturen zu den Duschbrausen und Wassersparern) gekennzeichnet. Aktuell geben die minimalen Durchflussmengen bei den Waschtischarmaturen und den Wassersparern zu reden. Die Waschtischarmaturen und Wassersparer müssen in diesen beiden Kategorien mindestens 4 l/min. Wasser liefern, damit sie mit der Energieetikette gekennzeichnet werden dürfen. Der Ursprung dieser minimalen Wassermenge ist beim Komfort und den damaligen Normen zu suchen. Die neue Norm EN 817 (2024) hebt nun die Mindestmenge bei Armaturen (ausser bei Badewannenmischern) auf und gibt nur noch Empfehlungen. Ein deutliches Signal an die Branche, neue Spielräume zu nutzen. So auch bei der Energieetikette Sanitär.

 

Innovation live erlebt

Zum Abschluss führten Christoph Schaffner und sein Team durch die Prüfstände und Ausstellung der Neoperl AG. Dort konnten die Teilnehmer selbst erleben, welche Fortschritte die moderne Low-Flow-Technologie gemacht hat. Besonders beeindruckend: Strahlregler, die trotz niedriger Durchflussmengen einen erstaunlich stabilen, vollen Strahl bieten – auch bei wechselnden Druckverhältnissen. Der Mix aus Eco-Modus und Boost-Funktion zeigt, dass Wassersparen nicht Verzicht, sondern intelligente Regelung bedeutet.

Ein gemütlicher Apéro rundete die Veranstaltung ab – inklusive fachlichem Austausch und Ausblicken auf kommende Entwicklungen im Bereich wasser- und energieeffizienter Sanitärtechnik.

 

Der vollständige Beitrag ist in p+i 05/25 erschienen


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